Bettinas Fotografie Schule für Anfänger - Teil 1: Goldener Schnitt und Bildkomposition

Egal, ob Handy oder Spiegelreflex - Fotografie ist dank Bloggen, Instagram und Pinterest beliebter denn je. Dank des digitalen Zeitalters muss man nicht mehr blind 2 Wochen aufs Entwickeln warten oder - wie mein Vater es in meiner Kindheit gemacht hat - das Schlafzimmer regelmäßig (und kostenspielig) in  eine Teilzeitdunkelkammer verwandeln, nein, heute hat man das Bild direkt auf der Karte, kann sich zwischendurch gucken, was man besser machen kann und gleich in der nächsten Drogerie Abzüge machen lassen.



Warum ich einen Blogpostreihe übers Fotografieren schreibe?
Ganz einfach! Meine Mutti hat meine alte Spiegelreflex zum Geburtstag bekommen. Und mein lieber Ehemann Jona muss mich ab und an mal fotografieren, weil ich nicht so oft Zeit für TfP Shootings habe.
Ich bin Hobbyfotografin, seitdem ich 10 Jahre alt bin, habe damals mit Analogfotografie begonnen, fotografiere digital, seitdem ich 13 Jahre alt bin und habe im Bereich Fotografie viele Praktika in meiner Jugend gemacht. Und mich dann dagegen entschieden, Fotografin oder Mediengestalterin zu werden. Momentan habe ich meine Canon 700D und will auch nichts Teureres, lieber spiele ich momentan mit fester Brennweite und Pol- und ND-Filter. Ein Profi bin ich also nicht, wahrscheinlich kann ich noch viel mehr von Berufsfotografen lernen. Aber hier sind meine Basics, wie ich Bilder fotografiere, die einigermaßen etwas taugen und so auch Aufmerksamkeit bei Instagram und auf dem Blog mehr Besucher bringen. Und: Was für die Fotografie gilt, gilt auch fürs Filmen.

1.0 Probieren geht vor Retuschieren
Auch dank Photoshop, PicsArt und Co. ist heute vieles möglich. Ich persönlich bin aber faul - ich möchte das perfekte Bild direkt in der Kamera haben. Wenn ich mal eben an einem Tag 500 Fotos oder in einem Urlaub 2000 Fotos oder mehr mache, möchte ich nicht stundenlang sortieren und hier einen Busch, da einen Blendenfleck wegretuschieren. Versucht die Fotos gleich so gut zu machen, dass Retusche gar nicht mehr nötig ist und nicht sagen: "Ja, ich kann das später noch verbessern ..." Später heißt in 80% der Fälle NIE. Ich spreche da aus Erfahrung.

1.0.1 Ein Foto ist besser als kein Foto
Heute kosten Speichermedien kaum noch Geld - macht also lieber 200 Fotos, von denen nur 10 Fotos Bombe ist als ihr macht 10 Fotos und habt am Ende kein Schönes. Besonders am Anfang hilft es, dass man mehrmals dasselbe Motiv nimmt und verschieden fotografiert. Bei 1.3 erfahrt ihr mehr zum Thema Gegenlicht und 1.1 mehr zum goldenen Schnitt.

1.0.2 Eure Kamera zum Üben
Bevor wir an die heutigen Themen: Goldener Schnitt und Vordergrund-Hintergrund/Bildkomposition gehen, erst einmal die wichtigsten Kleinigkeiten ....

  • Handy? Einfach halten, evtl Selfie Stick,
  • den Rest macht das Handy (Auto Fokus) 
  • ggf. gibt es eine Einstellung, mit denen ihr den Kontrast erhöhen könnt oder niedriger stellen könnt - diese nutze ich bei meinem Huawei gerne
  • bei Handy müsst ihr euch wenig Kopf machen - bevor ihr euch gleich eine Spiegelreflex kauft, reichen die Handys heutzutage auch erst einmal zum Üben. Macht bei Fotografie nicht den Fehler und gibt 1000 Euro oder mehr aus für Kamera und Zubehör, wenn ihr noch nicht wisst, was ihr braucht und ob Fotografie wirklich ein Hobby ist, dass ihr regelmäßig machen wollt

  • Spiegelreflex? Glückwunsch. Du hast ein gutes Gerät, mit dem man super und recht einfach geile Fotos machen kann, die nach was aussehen. Selbst, wenn die Spiegelreflex nur 10 Megapixel hat, sind die Fotos auch noch heute super - auch mit 10 Jahre alten Kameras kann man zu Beginn super arbeiten.
  • AF nervt - AF, das ist Autofokus. Gerade, wenn wir bestimmte Dinge im Bild hervorheben wollen, dann rate ich - ganz unabhängig, ob man Programmautomatik (P) oder Manuelle Einstellungen (M) wählt: Fokussiert manuell.
  • Kein Liveview! Guckt nicht via Liveview, was ihr da fotografiert, sondern nutzt die Kamera Oldschool - denn beim Liveview und Film-Modus wird der Spiegel ausgeschaltet - dadurch geht viel Qualität verloren.
  • Kamera richtig halten!! So eine Spiegelreflex ist nicht so klein und handlich - wenn ihr also Langzeitbelichtungen macht, ist ein Stativ ein Muss (dazu kommen wir aber viel später). Für den Anfang reicht: Beide Hände an die Kamera. Hier ein Musterbeispiel: Rechte Hand an den Auslöser, linke Hand unters Objektiv zum Stabilisieren. Arme nah an den Körper, das stabilisiert zusätzlich.
Fassen wir zusammen:
  • bevor ihr jetzt einfach drauflos fotografiert mit der Prämisse "kann ich alles retuschieren", versucht es erst einmal ohne Retusche
  • besser mehrfach ein Motiv fotografieren und dabei ein gutes Foto haben als keins
  • beim Handy müssen wir nicht auf viel achten - wir sollten nur den AF via Touchscreen nutzen und schauen, ob man vor der Aufnahme bereits die Belichtung mit mehr oder  weniger Kontrast einstellen kann
  • bei der Spiegelreflex manuell fokussieren und die Kamera richtig halten
Photo by Jean Gerber/Unsplash.com
Aber diese Blogposts schreibe ich für meine Mutter und meinen Mann - damit sie immer nachgucken können, was man so an Basics mitnehmen kann, damit das Bild gelingt. Und welche Basics man immer wissen sollte - egal, ob man nur so fotografiert oder auch richtig Geld mit Fotos verdienen will.

Lektion 1.1: Der goldene Schnitt
Beginnen wir mit etwas Geometrie. Was ist der goldene Schnitt.
In kompliziert und mathematisch:
Quelle: Google/Wikipedia. Screenshot vom 18.07.2017

Ja, da bekommt man so richtig Unlust. Aber es geht einfacher. Und mit Spiegelreflex hat man meist sogar so ein Gitter direkt in der Kamera oder zumindest im Liveview:

Der Goldene Schnitt ist bei der Fotografie nichts anderes als die 1/3 und 2/3 Regel. Wenn ich eine Landschaft fotografiere, kann ich das auf verschiedene Art und Weise. Und mit 1/3 und 2/3 gelingt es immer.
Hier haben wir eine schöne monochrome (also Schwarz/Weiß) Landschaftsaufnahme. 1/3 ist Himmel, 2/3 Landschaft.

Photo by Stefan Kunze/Unsplash.com

Solche Langzeitbelichtungen sind natürlich für Anfänger sehr kompliziert - dennoch empfehle ich euch: Für Anfänger sind Stillleben, Blumen, Landschaften und Architektur ideal. Ich habe auch damit 2007 angefangen, in Schweden See und Wolken zu fotografieren. 1000fach. Einfach capture the moment. Wenn man dann einigermaßen bei unbeweglichen Dingen sicher ist, kann man sich auch an Menschen wagen.
Genauso kann man aber 2/3 Himmel machen und 1/3 Landschaft.

Photo by Jeremy Goldberg/Unsplash.com
So kriegt man idiotensicher schöne Landschaftsfotos. Passt einfach auf, dass am Rand keine störenden Elemente sind, die irgendwie vom Motiv ablenken.  Ich habe mal so ein richtig nerviges Bild in unserer Küche gemacht - der Hintergrund ist verschwommen, aber man sieht tausend Sachen im Hintergrund, die vom eigentlichen Motiv ablenken. Es gilt also: Suche dir Landschaften oder Motive, wo weder Vordergrund noch Hintergrund unruhig ist.


Hier habe ich noch ein weiteres Beispiel für ein Bild, dass nicht wirklich gelungen ist - das Motiv (die Ameisen) sind viel zu klein und gehen komplett im Bild unter, der Vordergrund ist zum teil unscharf und störend - da braucht man ein anderes Objektiv für und eben keine feste Brennweite, sondern Zoom oder allermindestens Makrolinsen. Einige Vordergrundgrashalme stören das Bild, an sich wäre es wohl besser, hier ein größeres Motiv zu wählen und vielleicht auch ein wenig Rasen im Vordergrund zu rupfen.


Was für oben und unten gilt bei Landschaften, ist natürlich für links - Mitte - rechts Eine Landschaft allein ist nicht immer sonderlich interessant, oft ist es bei landschaftfotografie nicht so, dass es uns an schönen Hintergründen mangelt - nein, bei Landschaftsfotografie suchen wir nach einem Vordergrund. Sei es nun der stereotype Steg  oder was auch immer. Denn Ein Bild so ganz ohne etwas im Vordergrund kann langweilig sein ...

Photo by Kukuh Himawan Samudro/Unsplash.com
Hat man hingegen einen - wie eben erwähnten See, so kann man wunderbar mit Vordergrundelementenspielen oder sie auch selbst mitbringen. Was hat nun dieser Vordergrund aber mit goldenen Schnitt zu tun? Wir platzieren ihn - links, rechts, oder in der Mitte.

Wer unsicher ist, kann auch einfach zwei Fotos schießen oder 5,6,7 oder 10 oder 20 - ein gutes wird dabei sein und mit der Zeit kriegt ihr ein Gefühl für den goldenen Schnitt. Hier ein Beispiel aus dem Garten meiner Eltern - eine Kornblume rechts im Bild ist das Motiv, im Hintergrund sehen wir eine Stangenkonstruktion und aufgehenden Wäsche. Es gibt auch Diagonalen und parallele Linien im Bild, darüber kann ich ein anderes Mal ausführlicher schreiben.


Oben ist die Blüte recht in der Mitte des Bildes, vielleicht stört einen aber die Stangen oben links im Hintergrund. Also noch ein zweites Foto.....


Hier ist die Blüte nicht mehr im mittleren Drittel des Bildes, sondern ganz eindeutig im oberen Drittel - hier kann man sich daran stören, das die anderen Blütenköpfe teils abgeschnitten sind. es gibt kein eindeutiges Richtig und Falsch - nur eben den persönlichen Geschmack und ein paar Grundregeln, mit den man spielen und ausprobieren kann.



Einmal haben wie die Dame mit der Kamera eher rechts im Bild, eher links im Bild unser Darlapferdchen. Und ein Motiv direkt in der Mitte folgt weiter unten in der nächsten Lektion.

Fassen wir kurz zusammen:




  • Beim Hintergrund/bei Landschaften 2/3 und 1/3 oder 1/3 und 2/3 oben unten (oder 1/3 1/3 1/3 für Fortgeschrittene, das folgt später)
  • Motiv im Vordergrund links - Mitte - rechts
Lektion 1.2: Bildkomposition - Vordergrund und Hintergrund

Heute beim Bildersuchen auf Unsplash.com habe ich dieses Bild gefunden und dachte: PERFEKT.
Dieses Bild ist ein Musterbeispiel für gelungene Bildkomposition.

  • Wir haben hier einen scharfen Vordergrund im Zentrum des Bildes.
  • Dann die Person als Mittelgrund - unscharf, aber noch halbwegs erkennbar.
  • Und einen unscharfen Hintergrund, der Fokus lieft ganz auf dem Motiv, es ist von Fokus und Belichtungszeit her perfekt eingefangen.

Photo by Jacob Owens/Unsplash.com
Bildkomposition ist die Arbeit des Fotografen - schönes Motiv, schöner Hintergrund. Und dank Pinterest, Instagram, Zeitschriften, Filmen, Bildbänden gibt es so viel Inspiration!

Viele Bilder scheitern daran, das sie schlichtweg zu langweilig sind und ihnen das gewisse Etwas fehlt. Wenn du ein Produkt, Essen oder ein Ding - sagen wir, ein Darlapferdchen aus Schweden - fotografierst, dann kann das ganz schön langweilig aussehen.


Hier haben wie Carla, unser Darlapferdchen. Die kleine wird uns den gesamten Kurs als Testobjekt begleiten. So auf der Küchenplatte meiner Eltern sieht das Pferd recht langweilig aus. Natürlich, es ist gut (manuell) fokussiert, aber irgendwie fehlt das gewisse Etwas.


Nun haben wir Clara nach draußen verfrachtet, auf eine Steinplatte im Garten, wo ein bisschen Glas rumwächst - das Grün ist eine Komplimentärfarbe zu Grün (dazu kommen wir beim nächsten Mal in Lektion 2) und so sieht es gleich interessanter aus als das Pferchen auf der Küchenplatte. Der Hintergrund muss ja auch nicht gleich supertoll nach tagelanger Suche sein - ich arbeite gerne mit simplen Dingen im Garten meiner Eltern und lasse mich von Travel Blogger Fotografen gerne inspirieren - die haben Kleinigkeiten wie Spielzeug VW Busse oder einen Kompass oder eine coole Regenjacke oder eine Muschel dabei und dann geht es auch simpel:


Muschel mit Grün im Hintergrund. Irgendwie kann man da das Gewächshaus erahnen, aber auch irgendwie. Allerdings brauche ich persönlich beide Hände an der Kamera. Ein Fotografie Buddy als Model und Muschelhalter ist also ganz praktisch, so könnt ihr ideal üben, bevor ihr euch in den TfP Dschungel als Hobbyfotograf beliebt.

Fassen wir kurz zusammen:

  • Vordergrund ist genauso wichtig wie ein Hintergrund
  • störende Elemente vermeiden
  • aus Motiv und Mittelgrund Hintergrund ein gute Bildkomposition erarbeiten


Lektion 1.3: Gegenlicht und mit dem Licht
Als Anfänger und allgemein heißt es immer: Gegenlicht vermeiden. Es kann ein Bild eher zerstören als sie schön zu machen. Es wirft Schatten, erzeugt Blendelfecken und kann ein schönes Motiv unvorteilhaft belichten. Wenn wir draußen Fotografieren, fotografieren wir mit der Sonne.

Das Licht sollte am besten im Rücken sein. Auch, wenn ihr Menschen fotografiert! Bei Menschen und jedem Motiv gilt: Licht von vorne ist immer am besten, je mehr Licht, desto besser. Und natürlich: lieber morgens und abends fotografieren als mittags, wenn die Sonne hoch steht - das erzeugt unschöne Augenringe und Augenschatten

Allerdings kann man bei Portraits und Stillleben mit Objekten kann man mit Gegenlicht spielen, um diese interessanter zu machen. wir erinnern uns an das langweilige Darlapferdchen auf der Küchenplatte? Schon vergessen? Hier kann man durchaus auch mal Gegenlicht versuchen - dadurch sieht man Lichtquelle (Fenster) als Hintergrundlicht und sieht die harten Konturen des Pferdchens.


Als ich 2007 ein Fotografiepraktikum gemacht habe, habe ich auch bei viel Aktfotografie assistiert und selbst Aktfotos gemacht - dort spielt man viel mit diesem Prinzip: Gegenlicht sorgt für harte Konturen und verdeckt so manches Huhu und Haha (wie Marge Simpson sagen würde), sodass man ein ästhetisches Bild erhält, in der die Nacktheit nur angedeutet ist und nicht alles auf dem Präsentiertteller vor uns liegt.

Fassen wir also kurz zusammen:

  • grundsätzlich: Gegenlicht vermeiden
  • Das Licht sollte am besten im Rücken sein
  • lieber morgens und abends fotografieren als mittags, wenn die Sonne hoch steht
  • bei Portraits und Stillleben mit Objekten kann man mit Gegenlicht spielen, um diese interessanter zu machen 
    • so machen es auch Aktfotografen, die mit Schatten und hartem Gegenlicht dafür sorgen, dass man nicht alles am nackten Körper sieht


Puh, das war harter Stoff!
Wenn ihr es bis hierhin geschafft habt, seid stolz auf euch und zeigt gerne, was ihr fotografiert habt!

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